Nach Wochen des Wartens

Nach Wochen des Wartens auf stabiles Schönwetter im verregneten Sommer 1996 fuhren wir trotz nicht allzu guter Wetterprognosen in Richtung Schweiz. Nach langer Anfahrt erreichten wir Freitagnachmittag die Göschener Alp, packten die schweren Rucksäcke und stiegen zur Salbithütte auf. Nachdem sehr viele Leute dort waren und zu befürchten war, dass die meisten den Südgrat begehen wollten, beschlossen wir, am nächsten Tag „Clog and Stock“ zu versuchen.

Am Einstieg die erste Überraschung

Trotz der frühen Stunde waren wir leider nicht die ersten Touranwärter. Da direkt beim Einstieg jedoch ein hartgefrorenes Schneefeld lag, dass keiner zu begehen wagte, konnten wir nach vorsichtiger Querung desselben (wie damals üblich mit Turnschuhen) alle anderen hinter uns lassen. Allerdings musste ich dafür eine neue Einstiegsvariante eröffnen, die sich leider nur durch Nässe und Moos auszeichnete. Was dann folgte, war Granitkletterei vom Feinsten. Die unteren, schwereren Seillängen sehr gut abgesichert, die Verschneidungen im leichteren Bereich waren durch Klemmkeile gut zu sichern. Der Abstieg vom Gipfel erfolgte problemlos, da sich der Salbitgletscher schon weit zurückgezogen hat und man ihn nicht mehr betreten muss.

Nach einem geruhsamen Nachmittag bei der Hütte, legten wir uns früh schlafen, hatten wir doch vor, am nächsten Tag spätestens um sieben Uhr am Westgrat einzusteigen. Zum Glück bekamen wir noch zwei Lagerplätze in der total überfüllten Hütte.

Die ersten schweren Seillängen

Nach 1½ Stunden Anmarsch zum Westgrat und einer recht schweren Einstiegsseillänge war der Weg zum ersten Turm frei. Hinauf zum Turm II wieder schwere Längen, die uns mit unseren großen Rucksäcken viel Kraft kosteten. Im flacheren oberen Teil hatten wir einige Probleme, die Route zu finden, kamen aber dann doch zur richtigen Abseilstelle. Weiter oben, nach herrlicher Kletterei im besten Granit, eine unangenehme Stelle am Turm V. Fehlende Haken erzwangen eine heikle Querung über eine glatte Platte in Reibungskletterei. Zum Hauptturm hinauf dasselbe Spiel noch einmal. Eine spiegelglatte Platte oberhalb eines markanten Risses versperrte uns den Weg zum Gipfel. Aber auch dieses Hindernis konnten wir letztendlich bewältigen. Dann waren die Schwierigkeiten vorbei und nach zwei leichten Seillängen erreichten wir den Gipfel. Der Nebel, der uns seit Mittag umfangen hatte, lichtete sich kurz und wir konnten zurück auf die Türme des Westgrates blicken.

Der nächste Tag wurde geruhsam an den Gemsplanggen verbracht. Da es teilweise tröpfelte, gingen wir die „Incredibile“, um anschließend wieder unsere Rucksäcke zu packen und ins Tal abzusteigen und Richtung Furkapass zu fahren.

Georg

Salbitschijen 2981 m

Clog and Stock

Schwierigkeit 7-
14 Seillängen, 400 Klettermeter
Kletterzeit 6 Stunden

Westgrat

Schwierigkeit 7, 6 A0
36 Seillängen, 1200 Klettermeter
Kletterzeit 10 – 12 Stunden