Warum man sich als Skitourengeher NIEMALS ein Tourengebiet aussuchen sollte, in dem die Edelweisser gerade ihren alljährlichen Abfahrtslauf veranstalten:

Bereits beim Aufstieg muss ein großräumiger Umweg eingeplant werden, da der Hauptanstieg von einer schier endlosen Karawane besetzt wird, die sich fröhlich schnatternd aufwärts bewegt und nebenbei noch gelbe Fähnchen aussteckt.

Die lokale Bergrettung ist an diesem Tag nicht verfügbar, da sie bei den Edelweissern Streckenposten machen und gebannt das Rennen verfolgen.

Und dann beginnt das Spektakel:

Sobald der Countdown am Start läuft, gibt es das Phänomen, dass sich bei jedem Edelweisser, egal ob 8 oder 80ig jährig, ein Schalter im Frontalhirn umlegt und die Devise „dabei sein ist alles“ durch den Leitsatz „Pokal oder Spital“ ersetzt wird.

Wo vorher noch kollegiales Schulterklopfen und gegenseitiges Startnummern zubinden zu sehen war, regieren jetzt Tunnelblick und Abfahrtshocke.

Die ersten freien Hänge der Abfahrtsstrecke werden meist im freien Flug zurückgelegt, ein himmlisches Gefühl bei Pulverschnee, bei Plattenpulver…naja.

Was danach folgt, ist mit gesundem Menschenverstand eigentlich nicht mehr zu erklären. Im zerfahrenen Gelände, zwischen Bäumen und Latschen wird verzweifelt die beste Spur gesucht, wer bremst verliert wertvolle Sekunden, an ein Stehenbleiben und Oberschenkel ausschütteln ist nicht zu denken!

Hier einmal durchgeackert kommt endlich das Ziel in Sicht und das Kleinhirn steuert die letzten basalen Abläufe:

Ski gerade stellen, Schmerz ignorieren, Kampfschrei loslassen, frei- oder unfreiwillig noch über die Zielschanze segeln und dann, ENDLICH, unter Jubel und Glockengeläute durchs Ziel.

Während die unten angekommenen Edelweisser mit Schnaps wiederbelebt werden, zeigt sich nun das verheerende Bild der Zerstörung in vollem Ausmaß!

Wo vorher noch unberührte Pulverpracht lag, erstrecken sich jetzt 800 Hm Schlachtfeld auf dem keine Schneeflocke auf der anderen geblieben ist.

Wer jetzt noch nicht überzeugt ist, kann sich gerne am Abend auf der Hütte zur Siegerehrung einfinden, wo Clubmeister und Clubmeisterin, die Sieger der verschiedenen Altersklassen sowie die heiß-umkämpfte Tagesbestzeit gekürt werden.

Aber wer denkt, dass die Edelweisser jetzt müde und erschöpft in die Betten fallen, der täuscht sich!

Beim Musizieren und etlichen Clublitern werden alte Rivalitäten wieder vergessen und Rachepläne fürs nächste Jahr geschmiedet, denn

NACH DEM RENNEN IST VOR DEM RENNEN!